Eine Gemeinsamkeit der Naturvölker, wie die Indianer oder die Tibeter, ist ihr Wissen um Heilpflanzen. Die Schamanen und Medizinmänner bzw. –frauen wussten noch, dass gegen fast jede Krankheit ein Kraut gewachsen ist. Erfahrene Heiler verwendeten oft bis zu vierhundert verschiedene Heilpflanzen zur Behandlung der verschiedenen Krankheiten.
Welche Heilmittel verdanken wir den Naturvölkern?
Der berühmte Arzneistoff Salicylsäure steckt in der Rinde von Weiden. Behandelt wurden mit einem Sud aus Weidenrinde u.a. in Indien, Vorderasien und Ägypten die verschiedensten Schmerzerkrankungen. So lindert der Sud Fieber, Kopf- und Zahnschmerzen und Entzündungen. Als Wirkstoff von Aspirin wurde die Salicylsäure weltbekannt.
Die Aborigines
Die Aborigines haben jahrtausende lang im Einklang mit der Natur gelebt. Sie hatten bis vor ca. 200 Jahren kaum Kontakt zum Rest der Welt. Daher verdanken wir den Aborigines einige Heilmittel, die in der "aufgeklärten Welt" schon lange verloren gegangen sind. Ein Stoff der gegen Bakterien und gegen Mikropilze wirkt findet sich in den Ölen des Teebaums. Die Aborigines verwenden diese Öle schon seit Jahrhunderten als Heilmittel.
Die Schamanen der Aborigines praktizierten mit den sogenannten Love Remedies (Blütenessenzen der Liebe) eine Buschblütentherapie. Das Blütenwasser wird in Beuteln aufgefangen, ohne die Blüte dabei zu zerstören. Die Heilkraft des Blütenwassers soll die Selbstheilung des Körpers in Gang setzen. Die heutige Bachblütentherapie könnte ihren Ursprung in der Buschblütentherapie haben.
Naturvölker aus Afrika und Amerika
Aus der Wüste Afrikas ist ein weiteres Heilmittel, die Teufelskralle bekannt. Die Wirkstoffe aus der Wurzel wirken entzündungshemmend und vor allem bei Rheuma schmerzstillend.
Die Indianer kannten die fiebersenkende Wirkung der Rinde des Chinarindenbaums. Die Wirksamkeit gegen Malaria und Schmerzen ist unbestritten.
Ebenfalls von den Indianern stammt ein Heilmittel gegen die Symptome eines grippalen Infekts. Der Wirkstoff Xylanen aus dem in Nordamerika beheimateten Wasserdost, lindert Husten, Halsweh, Schnupfen und Fieber.
Die Tibeter
Die Ausbildung zum Amchi (tibetischer Arzt) dauerte mindestens zehn Jahre und greift auf gesammelte Erfahrungen von über zweitausend Jahren zurück. Die Tibeter sehen den menschlichen Körper immer als Ganzes und suchen nach dem inneren Gleichgewicht. Die angewendeten Mittel bestehen aus einer Vielzahl verschiedener Naturstoffe, wodurch eine Wirkung der Medikamente auf mehreren Ebenen gewährleistet ist. Daneben ist die Pulsdiagnose eines der Kernelemente der tibetischen Diagnostik.
Oft angewendet werden auf Grund ihrer antioxidativen Wirkung die Ringelblume, Süßholzwurzeln und Kardamom. Diese Pflanzen werden bei Entzündungen von den Tibetern verordnet und sollen ebenso Krankheiten wie Arteriosklerose vorbeugen. Der tibetische Enzian hingegen soll gegen Leberleiden hochwirksam sein.
Die chinesische Medizin und ihre Heiltechniken
In der chinesischen Medizin ist die Lehre der ganzheitlichen Betrachtungsweise ebenfalls weit verbreitet, wie im „Gelben Kaiser“ einem Lehrbuch für Innere Medizin zu lesen ist. Das Buch soll aus der Zeit 2600 vor Christi stammen. Neben Kräuterheilkunde, Atem- und Körperübungen spielt vor allem die Akupunktur eine große Rolle in der chinesischen Medizin. Mit richtiger Anwendung der Akupunktur werden Energiestörungen (Krankheiten) an dem entsprechenden Meridian behandelt. Die Chinesen teilen den Körper in zwölf Hauptmeridiane auf jeder Körperseite ein, wobei Yin und Yang mit der Akupunktur wieder ins Gleichgewicht gebracht werden.
Wissenschaftlich erwiesen hilft die chinesische Akupunktur bei Rückenschmerzen und chronischen Gelenkschmerzen sowie bei Migräne mindestens so gut wie eine medikamentelle Behandlung, ohne das die Nebenwirkungen der Medikamente in Kauf genommen werden müssen.